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Herkunft der Zwerge?

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Leroni Erzarkama:
Mahal,
ich habe vor vielen jahren begonnen mich mit zwergen zu beschäftigen und möchte euch gerne meine erkenntnisse mitteilen.
ich beginne hier einen neuen thread weil ich nicht genau weiss wo ich es sonst dazu schreiben soll.

mein erster weg führte mich zur nordischen mythologie. und dort zur Edda.
dort heisst es: (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zwerg_%28Mythologie%29)

Zwerge ist eine Sammelbezeichnung für menschengestaltige, kleinwüchsige Fabelwesen des Volksglaubens, die meist unterirdisch in Höhlen, oder im Gebirge leben. Ihren Ursprung haben sie in der nordischen Mythologie.
Häufig wird den Zwergen übermenschliche Kraft und Macht nachgesagt. Sie gelten als schlau und zauberkundig, bisweilen listig, geizig und tückisch.
Sie treten vor allem als kunstreiche Schmiede auf, wobei der Begriff „Schmied“ (altnordisch: smiðr, isländisch: smiður) ursprünglich einen Handwerker bezeichnete, der sowohl mit Holz, als auch mit Metallen umzugehen verstand, allgemein einen Kunsthandwerker (vgl. auch Geschmeide), im übertragenen Sinn einen Künstler, Schöpfer.

Die germanischen Wörter für „Zwerg“ (althochdeutsch twerg, mittelhochdeutsch twerc / querh (Maskulin, Neutrum) zwerc, altsächsisch gidwerg (Neutrum), altnordisch dvergr, altenglisch dweorg, altfranzösisch dwerch, schwedisch dvärg, norwegisch dverg, dänisch dværg, niederländisch dwerg, englisch dwarf) weisen auf eine urgermanische Vorform *đwerʒaz hin.

In der Völuspá wird die Erschaffung der Zwerge aus dem Blut des Riesen Brimir und den Knochen des Riesen Bláinn im Rahmen der allgemeinen Kosmogonie dargestellt.
Snorri berichtet hingegen, dass die Zwerge Maden im Fleisch des Urriesen Ymir waren, die dann von den Göttern mit Verstand ausgestattet wurden. Er setzt sie mit einer Untergruppe der Alben, nämlich den Schwarzalben (svartálfar), gleich, also den Elfen zugehörig.

Hier erklärt sich die Abneigung gegen die Elfen.
Auch interessant finde ich dass Zwerge hier sehr wohl als der Magie Kundige bezeichnet werden.

Die Kunstfertigkeit der Zwerge übersteigt die der Menschen, denn sie verfügen auch über Zauberkräfte. So fertigten sie für Odin den Speer Gungnir und den Goldring Draupnir. Thor erhielt den Hammer Mjölnir. Für Freyr bauten sie das Schiff Skidbladnir und den (automatischen?) Eber Gullinborsti. Für Freya schufen sie das Halsband Brisingamen und ihr Reittier den Eber Hildisvini. Weiterhin flochten sie die Fessel Gleipnir für den Fenriswolf und Sifs goldenes Haar. Regin schmiedet mit Sigurd das Schwert Gram. Im Hervörlied (Hervararkvida) schmieden die Zwerge Durin und Dvalin das Schwert Tyrfing. Auch wenn ihre Schätze und Kleinodien manchmal für Zwist und Neid unter den Göttern sorgen, zeigen sich die Zwerge hiermit als grundsätzlich hilfreich, denn niemals fertigen sie Waffen oder Wunderdinge für die Riesen, die gemeinsamen Feinde der Menschen, Asen und Alben.

Als eine der "grossen" Quellen wird auch oft die literatur von tolkien herangezogen. Er nimmt aber ebenfalls bezug auf die edda.

J. R. R. Tolkien griff bei der Gestaltung seiner Zwerge viel stärker als bei Elben auf bestehende Mythen und Stereotype zurück. So ist die Idee von kleinwüchsigen, handwerklich geschickten, bärtigen Bergleuten, die eine große Faszination für Gold und Edelsteine haben, auch in anderen und älteren literarischen Zusammenhängen zu finden. Zahlreiche von Tolkiens Zwergennamen stammen wie auch der Name Gandalf aus der altnordischen Tradition, genauer aus dem Dvergatal, der Zwergenerzählung in der Völuspá, einem Teil der Älteren Edda.

und um auf einen anderen thread einzugehen:

...es gebe nur wenig Zwergenfrauen, wahrscheinlich nicht mehr als ein Drittel des ganzen Volks der Zwerge. Sie seien, außer in großer Not, selten unterwegs und wären den Zwergenmännern hinsichtlich etwa einer ebenfalls vorhandenen gewissen Ausprägung zum Bartwuchs und einer tieferen Stimmlage so ähnlich, dass das Gerücht entstand, es gebe gar keine Zwergenfrauen und sie wüchsen aus Stein. Die Reproduktionsrate unter den Zwergen scheint durch die geringe Population von weiblichen Zwergen und einer latenten gegenseitigen Bindungsunwilligkeit überaus klein zu sein...

Aus dieser einen aussage stammt somit der glaube dass zwergenfrauen bärte tragen.

In Dennis L. McKiernan´s Romanen werden zwei meiner meinung nach wichtige dinge erwähnt.
Einerseits dass die zwergenfrauen in der öffentlichkeit nur mit verborgenem Gesicht wandeln, andererseits dass ein zwerg nie auf ein Pferd steigt.
Etwas das mir besonders gut in den Büchern gefällt ist, dass ein zwerg der trauert sich die kapuze seines Mantels / Umhangs tief ins gesicht zieht und er nicht über die toten spricht bzw nie ihren namen aussprechen wird, da es den toten in seiner ruhe stört.

In den Schriften von Gerd Hupperich finden wir den Schöpfer Mahal, der die Zwerge aus dem "Körper der Erde" formt. Er weckt die 7 Erzväter (Azagal, Bronar, Durin, Dvalin, Nain, Thrain, Thror) zum leben.

... Fragt ein Fremder die Zwerge, seit wann sie die Künste der Magie zu nutzen wissen, so wird ihm meistens die Antwort gegeben: "Eine närrische Frage ist das. Seit ein Zwerg den STein spalten, einen Berg höhlen, einen Nagel schlagen und ein Beil Schwingen kann, beherrscht er auch das Werkzeug der Zauberei."

Hier finden wir wieder den Hinweis dass Zwerge die Magie nutzen können.

Die Götter bei Hupperich sind Zornal, der Kriegsgott, Lishadi, die Erdgöttin; Torkin, der Schutzpatron der Schmiede.
Er erwähnt aber auch:
Die Kraft eines Zwerges liegt in der Länge seines Bartes.... Die Bartlosigkeit bei Frauen wird nicht als Mangel angesehen - bärtige Frauen finden Zwergenmänner auch nicht gerade schön -, denn dafür besitzen sie die Gabe der Geburt. Der Bart ist gewissermaßen das Kind des Mannes ....

so hier der erste teil von mir. ich hoffe ich habe euch ein paar gedanken gegeben die ihr noch nicht kennt.

lgl






Daria:
Eine nette Auswahl über Quellen mit Zwergen.
Jedoch sind die Vorlagen teilweise nicht darstellbar im Larp.
Was in der Literatur und Spielen funktioniert, tut sich im Larp umso schwerer. Im Leitfaden haben wir mehrere Quellen kurz beleuchtet wie es mit der Umsetzung ausschaut und wie weit es möglich ist.

Die erste Sache: Zwerge sind eine Fremdrasse, die von Menschen dargestellt wird.

In vielen Vorlagen sind Zwerginnen Bartlos (oder je nach Spiel sind Zwerge sogar Magiebegabt). In der jeweiligen Welt funktioniert es tadellos, da es wirklich Zwerge sind. Aber wir sind nur Menschen, da wirkt eine kleine Frau mit rustikaler Kleidung auch nur wie eine kleine Frau mit rustikaler Kleidung. Ein Bart erleichtert deinen Mitspielern die Erkennbarkeit deiner Rolle. Den Larp lebt vom Miteinander. Erkennt niemand deine Rolle, dann wirst du recht selten angespielt, da die Leute nicht wissen wie.

Gewisse Klischees sollten erfüllt werden, so auch das Zwerge nicht magisch sind. Es hat sich im Laufe der Jahre entsprechend eingebürgert und Magie wird den Elfen überlassen.
Oder auch: In der Geschichte vom Rheingold tauchen auch Zwerge auf, die aber von den Charakterzügen fürs Larp gänzlich unbrauchbar sind. Zumindest wenn meinen einen guten Zwerg spielt und nicht einen Dunkelzwerg.

Zum Punkt mit den Toten: Es hat sich mittlerweile eingebürgert, das ein Toter keine Trauerwelle auslöst, sondern ausreichend befeiert wird. Der verstorbene Zwerg wird vom großen Schmied und der Wächterin des Feuers empfangen, mit kalten Bier begrüßt und darf seinen Platz an der Ahnentafel einnehmen, was die größte Ehre für einen Jeden ist.

Wie geschrieben, in den eigenen Welten der Bücher/Spiele funktionieren die unterschiedlichen Ansätze von Zwergen (Bartlos, Magie, "mystisches Verhalten", etc., etc.). Larp lebt jedoch von Darstellung und der Optik, sodass viele Dinge nicht umsetzbar sind.

Andra Kupferbart:
Danke für die kleine Abhandlung, ein paar Anmerkungen hab ich aber auch. Als Abhandlung zum Entstehungshintergrund ist das interessant (wenn auch nichts groß Neues), aber wenn man es auf eine LARP-Darstellung übertragen will, nicht unbedingt die beste Wahl.
Die Edda oder Völuspá sind für eine larptaugliche Zwergendarstellung weniger von Vorteil, da der klassische Svartálfr nicht gut darzustellen ist. Häufig kommen da auch sehr ''heinzelmännige'' Aspekte hinzu, sowie das Magiewirken, das im LARP immer schlecht darstellbar ist, noch dazu sind die Zwerge noch deutlich kleiner als 1,30 bis 1,50 m, somit gar nicht mehr darstellbar (außer von vertically challenged people).
Grundsätzlich lässt sich da eher von relativ mythischen Wesen sprechen, die nicht unbedingt dem in modernen Fantasy-Welten recht üblichen Anblick des kleinen Volkes entsprechen. Es gibt einfach massive Unterschiede in der grundsätzlichen Anlage - eben mythisch vs. realweltlich. Tolkien mag sich (vor allem bei den Namen) extrem an den nordischen Sagen/Legenden orientiert haben, dennoch hat er mit der Ausgestaltung der Zwerge als ''übliches'' Fantasyvolk den Grundstein für die moderne Vorstellung gelegt. Die Zwerge sind sozusagen von mytischen Wesen, die mit Göttern kommunizieren usw. zu einer handfesten und greifbaren ''Fantasyrasse'' geworden, ähnlich wie Elfen, Orks oder Hobbits.
Das Große Heer (der große, deutsche Wikingerspieler-Verband) erlaubt z.B. keine Zwerge im Dverg/Svartálfar-Sinne, da sie der nordischen Mythologie entspringen und nicht mit larptauglichen Mitteln dargstellt werden können.


Weiterführend zum Thema:
Zur leichteren Übersicht für die modernen Quellen kopiere ich hier mal die von mir für den EE-Leitfaden erweiterte Liste aus dem ZV-Leitfaden (Originaltext von Micha) rein, welche Hintergründe in der modernen (Pop)Kultur Zwerge behandeln.

Hintergründe und Vorlagen

Herr der Ringe: Filme und Bücher
Die Kleidung und Bewaffnung der Zwerge ist sehr schön beschrieben und dargestellt. Auch der Hintergrund ist plausibel und gut erklärt. Leider wird in den Filmen Gimli zu oft zur Witzfigur abgestempelt.

Der Hobbit: Bücher und Film
Hier sind die Abweichungen von Buch und Film sehr groß. Das Buch wurde als Kinderbuch verfasst und besitzt erstaunlich wenig Tiefgang. Die Ausstattung, Kleidung und Rüstungen im Film sind toll und zur Nachahmung empfohlen. Die einzigen
Ausnahmen stellen die Bewaffnung und das Reiten dar.

P&P: Das Schwarze Auge
Es gibt ein eigenes Hintergrundbuch für Zwerge („Angroschs Kinder“), in dem es nicht nur um spielrelevante Regeln geht. Vielmehr verschafft es einen Einblick in die Geschichte, sowie Lebens-, Arbeits- und Denkweise einer eigenständigen Rasse.

Tabletops: Warhammer
Es gibt ein eigenes Armeebuch für die Zwerge in dem auch Geschichten und Erzählungen vorhanden sind. Die Größe von Waffen und Rüstungen sind zum Teil sehr unrealistisch und nicht wirklich zur Nachahmung empfohlen. Auf keinen Fall können wir bei uns Chaoszwerge zulassen! Diese sind im Chaoslager auf dem EE am Besten aufgehoben.

Die Zwerge: Markus Heitz (1. Buch)
Diese Quelle ist unter Zwergenspielern nicht unumstritten. Die Lebensweise, die Handwerke, der allgemeine Umgang untereinander, die Bewaffnung und die Kampfstile sind schön beschrieben. Aber die Intrigen und der Verräterklan passen nicht zu den Grundeigenschaften eines Zwerges.

Warcraft Universum:
Mit viel Phantasie erfährt man in Warcraft 3 etwas über das Wesen der Zwerge. In World of Warcraft so gut wie gar nichts, auch eignet sich die Optik nicht zur Nachahmung, da sie häufig klassen- und nicht rassenspezifisch ist.

Dragon Age Origins:
Hier kann man schon etwas mehr in die Tiefe gehen, wernn man einen Zwerg als Charakter wählt. Trozdem ist das Adelssystem, sowie die Sache mit den ausgestoßenen, in der Unterstadt lebenden Zwergen weniger gelunger.

Herr der Ringe Online
Die Geschichte der Zwerge in diesem MMORPG ist besonders ab dem Add-on „Mines of Moria“ sehr gelungen. Wer sich hier orientieren will, kann sich gerne das ein oder andere aus der Geschichte rausfiltern.

Warhammer Online
Typische Warhammer-Mentalität, das Gleiche wie Tapletops oder Bücher. Eher überdimensionale Optik, siehe „Tabletops: Warhammer“

The Elder Scrolls: Morrowind, Oblivion, Skyrim
Die Dwemer werden als Elfen klassifiziert und entsprechen vom Wuchs wenig dem Klischee eines Zwerges. Der Stil ist weitesgehend Steampunk, was Geschmackssache ist, dennoch passt es nicht optimal zur üblichen Fäntelalter-Vorstellung der Rasse.

Scheibenwelt-Romane (Terry Pratchett)
Diese Vorlage eignet sich überhaupt nicht für Zwergenspiel, da Pratchett gängige Fantasy-Klischees parodiert. Hartes Zwergenbrot werfen, Zwerg sein, wenn man sich danach fühlt - das passt nicht in die gängigen Hintergründe.
Auf Tavernen und Pratchett-Cons noch minimal geeignet, für ganze Cons nicht empfohlen.

Abschliessend muss man sagen, dass man sich eher weniger an Zwergen in PC- oder
Konsolen-Adaptionen, orientieren sollte, was Aussehen und Ausstattung betrifft. Meist sind Waffen und Rüstungen überdimensioniert dargestellt und würden in einer LARP-Umsetzung eher lächerlich und deplatziert wirken.

Kelgar Donnerkeil:
Kann meinen beiden Vorrednerinnen da nur absolut zustimmen!

Die Larpwelt ist da, je nach Sandkasten, wesentlich stringenter und klischeeorientierter. Daran lässt sich nur schwer rütteln.

Es gibt jedoch durchaus Spieler-Gruppen und Cons die eine "anything-goes"-Mentalität vertreten. Gnädigerweise nimmt dieser Spielstil jedoch, zumindest in meinem Umfeld stark ab. :D

LG
Dennis

Goras:
Hmm, wieso wird Pratchett hier so verteufelt? Was ich bisher von ihm dazu gelesen habe, das wäre durchaus auch umsetzbar- und so einiges ist besser durchdacht und plausibler als das, was wir darstellen.

Pratchett ist, das muss ich dazusagen, einer meiner liebsten Autoren. Ich hab so ziemlich jeden Scheibenwelt-Roman mindestens 3x gelesen, viele sehr viel häufiger, und hinter seiner Komik steckt sehr oft eine zutiefst humanistische Haltung und (auch wenn der Begriff für heutige Zeiten unpassend scheint) große Weisheit. Nur mit den letzten paar konnte ich weniger anfangen, was vielleicht auch am neuen Übersetzer liegt.

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